Die baden-württembergische Stadt Karlsruhe im Süden Deutschlands hat eine Geschichte vor, während und nach der Stadtgründung. Dies bedeutet, dass mit der Planung eines Schlosses durch Karl Wilhelm, Markgraf von Baden-Durlach, für Karlsruhe selbst alles im 18. Jahrhundert begann. Das Schloss sollte ‚Carols Ruhe’ heißen und Ausdruck absolutistischer Planung und Bauweise sein, stand es doch der Legende zufolge in den Träumen des Herrschers sonnengleich im Zentrum der Stadt, während Straßen strahlenförmig von hier aus nach außen verliefen. Der Anfang der Stadt Karlsruhe fand schließlich auf dem Reißbrett statt und ließ den Traum des Markgrafen Wirklichkeit werden. Die Grundsteinlegung des Schlossturms erfolgte am 17. Juni 1717. Im Jahr 1718 wurde Karlsruhe offiziell die Residenz der Markgraftschaft Baden-Durlach. Aus der Rückblende betrachtet erfolgte damit eine der letzten imposanten städtischen Neugründungen Europas.
Von der Bronzezeit zum Pfälzischen Erbfolgekrieg
Funde aus alter Zeit aus der Gegend um Karlsruhe zeichnen ein anderes Geschichtsbild. In Durlach, Rüppurr, Grünwinkel und Knielingen, die heute Stadtteile von Karlsruhe sind, wurden Beile und Bronzebarren aus der Bronzezeit gefunden.
Zu den weiteren archäologischen Entdeckungen gehörten ein Gräberfeld, das auf die jüngere Eisenzeit datiert werden konnte, sowie einige Funde aus der Römerzeit, darunter drei Ziegel- und ein Töpferofen, ein Gräberfeld sowie Einzelgräber, und Münzen. Die Hinweise, dass es in dieser Gegend römische Siedlungen gab, waren eindeutig.
Durlach war bereits lange vor der Gründung von Karlsruhe bedeutend. Dies lag an den Grafen Hohenberg, die im elften Jahrhundert auf dem Turmberg bei Durlach nicht nur eine Burganlage, sondern auch das Benediktinerkloster Gottesaue errichteten.
Die Gegend selbst erlebte stürmische Zeiten gesellschaftlicher und politischer Veränderungen wie den Bauernaufstand, die Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg und den Pfälzischen Erbfolgekrieg.
Der Privilegienbrief Karl Wilhelms
Dass Markgraf Karl Wilhelm am 24. September 1715 einen Privilegienbrief verfasste und veröffentlichte, mag aus heutiger Sicht weniger die Bemühung eines Herrschers gewesen sein, der die Bevölkerung in eine moderne Zeit führen wollte. Vielmehr waren andere Interessen im Spiel, denn der Markgraf wollte seine Stadt vor allem für die Bevölkerung attraktiv machen. In diesem Sinn war sein Angebot, der Karlsruher Bevölkerung rechtliche, religiöse und finanzielle Privilegien zu gewähren, zu verstehen. Karlsruhe begann sich zu beleben und verzeichnete im Jahr 1719 bereits 2.000 Einwohner und Einwohnerinnen.
Die Entwicklung bis heute
Über die Jahrhunderte stiegen die Einwohnerzahlen. Im Jahr 1901 war die Stadtbevölkerung auf 100.000 Menschen angewachsen, 2014 waren es über 300.000. Dazwischen war Karlsruhe Residenz der badischen Großherzöge, hatte eine für damalige Verhältnisse liberale Verfassung und erlebte die badische Revolution. Die Stadt war Sitz des ersten deutschen Verwaltungsgerichts, womit es zum ersten Mal möglich war, verbriefte Bürgerrechte gegenüber staatlichen Rechtsverstößen einzuklagen. Damit waren 1863/64 Voraussetzungen geschaffen, aus Untertanen Bürger zu machen.
Im 20. Jahrhundert erfuhr Karlsruhe erhebliche Zerstörungen im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ab 1952 gehörte es zum Land Baden-Württemberg, dessen zweitgrößte Stadt es heute ist. 1969 erhielt die Stadt für hervorragende Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken den Europapreis.